Ein großer, hagerer Mann bringt das Mädchen runter, er hat sie an Händen und Füßen gefesselt und bringt sie nun zu der Zelle des Dämonenkindes, wo er stehenbleibt. "Hey, Rotauge, guck mal, wir schenken dir ein Spielzeug! Hoffentlich zerfleischst du es!"

Kyo antwortet nicht, er blickt nur erst den Mann, dann das Mädchen, das ihm sogar ein bisschen ähnlich sieht, finster und hasserfüllt an.

"Ich glaube als nichts anderes sieht der Dämonenjunge dich an, viel Spaß!" Der Mann öffnet die Tür, schleudert das Mädchen dem rotäugigen vor die Füße und geht wieder.

Kyo blickt das Mädchen nicht mal an, seine Stimme ist eiskalt und heiser von den vielen Schreien der Wut, die er ausgestoßen hat, seine Kehle ist schon völlig Wund und er ist sichtlich erschöpft und abgemagert. "Ich werde dich nicht töten, ich werde nichts tun, was sie wollen, aber sieh das nicht falsch, du bist mir egal. Ich will nur hier raus, ich will nicht mit dir reden und ich will keine Nähe, kapiert?"

Kyo stößt das Mädchen mit viel Kraft von sich weg und blickt sie finster an, seine roten Augen glühen in der Finsternis und er rutscht so weit es eben geht von ihr weg, was leider nur so weit ist, wie die Ketten, die bei ihm sogar in der Wand verankert sind, lang sind. "Ich will aber keine Nähe, verstanden?? Ich brauche niemanden und ich will meine Ruhe! Also lass mich in Ruhe und wag es nicht, dich mir nochmal zu nähern! Ich steh die Kälte allein durch, ich brauche hier niemanden!" Er reißt zum wahrscheinlich tausendsten Mal an den Ketten, aber alles, was passiert, ist, dass die rostigen Handfesseln an das offen gelegte, wunde Fleisch an seinen handgelenken kommen.

Kyo hört dem Mädchen nicht mal wirklich zu und packt die dicken Ketten, die seine Arme halten, fest mit dem Händen, damit seine Handfesseln die Gelenke nicht noch mehr aufreiben. Er stemmt sich mit den Füßen gegen die Wand und beginnt, mit aller Kraft zu ziehen, bis die Erschöpfung ihn zurück auf den Boden sinken lässt, er funkelt das Mädchen an und beißt die Zähne zusammen, man sieht ihm an, dass Schmerz und Demütigung ihm schwer zu schaffen machen und er wütend auf die ganze Welt ist. "Ich werde nicht aufhören, es zu versuchen! Ich kann nicht aufhören, das zu versuchen! Ich komm hier raus, früher oder später und ich werde diese verfluchten Ketten durchkriegen. Der Mörtel in der Wand zeigt schon Risse, notfalls reiß ich die Steine aus der Wand!"

Einen Moment ist Kyo verblüfft, weil das Mädchen wohl versucht, ihm zu helfen, aber dann seufzt er. "Lass das, die Steine sind schwer, du schaffst das nie und nimmer. Ich bin stärker, als ich ausseh, aber du schaffst das sicher nicht, und ich will deine Hilfe auch nicht! Ich mach das allein! Such lieber nen Weg für dich, hier raus zu kommen!" Trotz seiner Worte bleibt Kyo einfach liegen, er hat grade einfach keine Kraft mehr, um an den Ketten zu ziehen, weil er seit Tagen nichts mehr in den Magen gekriegt hat, er weiß, dass er vielleicht verhungern wird, aber das, was man ihm zu essen bringt, lässt er stehen, weil er kein Essen von seinen Peinigern will.

Kyo seufzt und hängt sich wieder in die Ketten, wie die ganzen letzten Tage immer wieder, und zieht daran, so fest er eben kann, aber schließlich hört er wieder auf. "So hat das keinen Zweck! Der Mörtel wird sich nie lösen, wenn ich ihn nicht noch anders bearbeite....." Er sucht mit seinen Augen den Boden nach einem brauchbaren Stein ab, seine Füße schmerzen und bluten, weil er sie so fest gegen die Wand gestemmt und durch immer die selben Bewegungen aufgeschürft hat. Er gar eine Idee, wie er die Steine oder sogar die Ketten weiter lösen kann, aber dafür braucht er einen Stein, der groß genug ist, um ihn gut in der Hand zu halten und damit zuzuschlagen.

"Nach einem Stein, etwa doppelt so groß wie meine Faust. Ich muss den Mörtel direkt bearbeiten, sonst hat das keinen Zweck." Kyo sucht weiter den Boden ab, während er sich die schmerzenden Handgelenke reibt.

Kyo nimmt den Stein wortlos und geht zu der Stelle, an der seine Ketten in der Wand verankert sind, er schlägt immer wieder mit Wucht gegen den Mörtel und die Seine und reißt dann an den Ketten, bis seine Handgelenke bluten, dann lehnt er sich gegen die Wand, den Stein immer noch in der verkrampften Hand.