Yuya geht einfach in einer Freistunde alleine über den Schulhof. Am vorigen Tag hatte sie erfahren, dass ihre Eltern sie auf ein Internat in England schicken wollten und ehrlich gesagt war ihr das nur zu Recht. Schließlich haben sie hier ihre Freundinnen verraten und das andere... Daran wollte sie nicht mal mehr im Traum denken. Ihre Augen schauen einfach etwas betrübt in die Ferne, ehe sie sich an den Brunnen setzt, der in der Mitte des Schulhofes steht. Vielleicht ist es auch wirklich besser so, dass ich von hier weg gehe. Hier halten tut mich eh nicht mehr...

Kyo kommt auf den Schulhof, er hat über die Geschichte vor zwei Wochen nachgedacht und plötzlich furchtbare Gewissensbisse gekriegt, er will sich bei Yuya entschuldigen, weil er weiß, dass ihm sein Gewissen keine Ruhe lassen wird, ehe er das nicht tut. Ich hab ihr was schreckliches angetan, ich muss ihr einfach sagen, dass es mir leid tut und ich jetzt klüger bin. Er geht zu Yuya und man merkt, dass es ihm richtig schwer fällt, sich dazu durchzuringen, wieder mit ihr zu reden. Hey, ich wollte dir noch sagen, dass es mir furchtbar leid tut, ich... ich weis, was für Mist ich gebaut hab.

Yuya war so mit ihren Gedanken beschäftigt, dass sie Kyo erst bemerkt als er vor ihr steht und wieder etwas sagt. Es tut ihm also Leid? Nun ja, dass hätte er sich vielleicht etwas früher überlegen sollen und es konnte ihr so oder so egal sein, denn innerhalb von drei tagen würde sie hier weg sein und das für immer. Es ist mir egal... Mit einem gleichgültigen, aber innerlich verletzten Blick steht Yuya einfach auf und wendet sich von Kyo ab. Es ist mir ehrlich gesagt egal. Es ist passiert und ich möchte auch keinen weiteren Gedanken mehr daran verlieren. Außerdem... werde ich hier eh bald nicht mehr sein, also ändert es nicht. Das, war ehrlich gesagt auch die einzigen Worte die sie Kyo zu schenken hatte, weswegen sie auch einfach wieder ging. Sie wollte ihn weder sehen noch hören.

Schon als Kyo Yuyas Blick sieht, kann er sich denken, dass es ihr ziemlich egal ist, aber er will nicht einfach so aufgeben, das kann er nicht, es wäre gegen seine Natur und gegen seine Prinzipien, er will nicht, dass Yuya nichts mehr mit ihm zu tun haben will, er will wirklich, dass sie ihm verzeiht. Es muss doch irgendeinen Weg geben, ihr zu zeigen, dass ich ohne sie untergehen werde. Auf Yuyas Worte hin gefriert Kyo das Blut in den Adern, er will sie einfach nicht verlieren und schon gar nicht so, er schluckt, er hätte niemals, wirklich niemals gedacht, dass es ihm so schwer fallen würde, mit Yuya zu reden. Er packt sie sacht am Arm, damit sie nicht verschwinden kann. Wenn du gehst und ich weiß, dass du mir nicht verziehen hast, dann könnte ich mir selbst niemals verzeihen. Bitte hör mir zu, ich war ein Narr, ich habe mich wie der hinterletzte Volltrottel verhalten und ich weiß, dass du das nicht verdient hast. Ich dachte, ich könnte dich nicht leiden, weil wir aus so verschiedenen Verhältnissen kommen, aber etwas tief in mir drin sagt mir, dass ich dich liebe.

Als Kyo Yuya schließlich am Arm packt, bleibt die Blonde stehen. Trotzdem zieht sie ihren Arm aus seinem Griff und dreht sich nicht um. Auf seine Worte hin, kommt über ihre Lippen ein trockenes Lachen. Das fällt dir wohl etwas spät ein.. Ja, du hast dich wie der hinterletzte Vollidiot verhalten und... Nun stockt Yuya kurz. Ihr stehen die Tränen in den Augen, denn schließlich waren ihre Gefühle die ganze Zeit über und selbst jetzt immer noch echt. Trotzdem weiß sie, dass es einfach keine Chance mehr gibt, da sie in drei Tagen von diesem Internat auf ein anderes wechseln wird. Als sie den Satz nun wieder auf nimmt, ist ihre Stimme leiser, trauriger. ...und es macht es mir nicht grade leichter zu gehen, dass du das sagst. Ich habe nun einmal keine andere Wahl mehr... Schließlich hatte ich mich ja eigentlich schon entschieden zu gehen und das kann nun nicht mehr geändert werden, egal was ich oder irgendwer anders tut. Yuya hält die Tränen einfach zurück und auch ihre Haltung verändert sich nicht im Geringsten.

Kyo seufzt, man merkt, dass er sich wirklich heftige Vorwürfe macht. Er flucht und schluckt, es fällt ihm nach wie vor alles andere als leicht, mit Yuya zu sprechen, er hat einfach Probleme, die Worte über die Lippen zu bringen, weil er sich echt Vorwürfe macht und ganz genau weiß, wie falsch das, was er getan hat, war. Wenn sie mir nicht verzeihen kann, dann ist das ganz allein meine Schuld. Kyo kratzt sich verlegen am Hinterkopf, er ist richtig rot und zum ersten mal wünscht er sich nichts sehnlicher, als einfach ein einziges mal die richtigen Worte zu finden, um etwas loszuwerden, aber er hat nie gelernt, sich so auszudrücken, dass es nicht irgendwie schroff und unfreundlich rüber kommt, wo auch, auf seiner alten Schule waren die Schüler wie die Lehrer ungebildete Hohlköpfe und zuhause hat er auch nur der Gossensprache seines Vaters gelauscht. Yuya, ich weiß es doch und ich.... ich denke, ich kapier grade genau, wie du dich die letzten zwei Wochen gefühlt hast. Als Yuya weiter spricht, senkt Kyo den Kopf, er wirkt seltsam ruhig, aber auch traurig. Ich wünschte, ich könnte sie irgendwie überreden, sich zu wiedersetzen...

Yuya bleibt einfach mit dem Rücken zu Kyo stehen. Vor ihrem Bauch hat sie die Hände zusammen gefalten, einfach weil sie sich innerlich wirklich verletzt fühlt. Ihr macht es einfach zu schaffen, wieder mit Kyo zu reden, aber sie ist froh, dass sie ihn wenigstens nicht ansehen brauch, ansehen muss, auch wenn es vielleicht unhöflich erscheinen mag, aber im Moment ist ihr das alles mehr als egal. Warum musste er mir so etwas auch antun? Ich hatte ihm in seinem Leben nie etwas getan... Ich hatte ihn nur zusammen mit Karin und Alice einmal auf dem Mädchengang gesehen und danach nur kurz in der Kapelle, wo dieses ganze Teufelsspiel ja dann angefangen hat... Nun kann Yuya die tränen einfach nicht mehr zurück halten und nur wenn man wirklich sehr genau hinsieht, merkt mann auch von hinten das sie nun weint. Ihre Atmung geht nicht mehr wirklich regelmäßig und sie wischt sich kurz mit einer Hand über das Gesicht. Sie fühlt sich im Moment einfach schrecklich. Meinst du wirklich zu wissen, wie ich mich gefühlt habe? Wie verletzt ich war? Ich habe mich noch nie irgendjemanden gegenüber geöffnet und jetzt ist mir auch wieder eingefallen warum, du hast es mir ja nur all zu deutlich gezeigt, Kyo... Yuya versucht wirklich ihre Stimme einfach irgendwie unter Kontrolle zu halten, aber so wirklich schafft sie es nicht und deswegen senkt sie ihren Kopf jetzt leicht, auch wenn sie Kyo nicht ansieht und ihre Arme nun einfach wieder kraftlos an ihrem Körper herabhängen. Sie will hier ja eigentlich nicht weg, aber sie weiß das es so das Beste für alle ist und das sie sich so oder so nicht gegen ihre Eltern wiedersetzen könnte. Ich habe hier niemanden mehr, der mich so mag wie ich bin. Meine Freundinnen haben das ja nur all zu deutlich gezeigt und Kyo eben so...

Kyo würde Yuya nur zu gerne trösten, aber er weis nicht, wie. Als er sieht, dass sie weint, zieht sich ihm alles zusammen, das wollte er zwar erreichen, aber nun bereut er es und es tut ihm weh, Yuya weinen zu sehen. Wenn ich es doch nur rückgängig machen könnte... Wenn ich doch nur in der Lage wäre. die Zeit zurückzudrehen. Kyo holt tief Luft, er denkt zurück und fragt sich, wann er das letzte mal wirklich jemandem eine Freude machen wollte, die Antwort ist sogar für ihn wirklich erschütternd: Kurz, bevor er seine Mutter verloren hat. Damals war er vier Jahre alt gewesen, seit dem hat er nur noch versucht, sich einen Vorteil zu verschaffen oder anderen weh zu tun. Ich habe seit dem nicht mehr geliebt, niemanden mehr, nicht einmal mich selbst wirklich, ich bin ein richtiges Arschloch geworden, einer, der andere mit einem Lächeln auf dem Gesicht verletzt. Und daran ist nur dieser verdammte Säufer schuld! Das weiß Kyo besser, eigentlich weiß er, dass sein Vater keine Schuld für das alles trägt, auch wenn er ihn geschlagen hat. Eigentlich weiß Kyo ganz genau, dass einzig und allein er selbst daran schuld ist, dass er so unausstehlich geworden ist und es tut ihm richtig weh, sich das einzugestehen. Sich einzugestehen, dass niemand außer ihm selbst die Verantwortung dafür trägt, dass er ein Arschloch geworden ist. Yuya, ich denke, ich kann es nachvollziehen. Früher hab ich meine Eltern geliebt, dann kam meine Mutter um und ich liebte meinen Vater weiterhin, aber er hat einfach angefangen zu saufen und mich wie nen Hund geprügelt, das hab ich nie vergessen. Ich hab ihn geliebt, hab versucht, ihn von den Drogen wegzukriegen und dafür nur Schläge bekommen, seit dem habe ich mich niemandem mehr geöffnet. Niemandem, außer dir jetzt grade in diesem Moment. Kyos Gesicht zeigt Reue, Reue und Trauer, seine dunkelroten Augen sind zu Boden gerichtet und er sieht aus, als wäre er lieber weg gerannt, als das zu sagen, aber er will das einfach klären, er will Yuya zurück, weil er begriffen hat, wie sehr er sie liebt.

Als Kyo wieder spricht, sagt Yuya erst einmal eine ganze Weile wirklich nichts, ehe sie sich umdreht und Kyo ernst ansieht, obwohl ihr immer noch die Tränen über die Wangen laufen. Und jetzt vergleich das ganze hier mal mit dieser Situation. Falls du es immer noch nicht verstanden haben solltest, sage ich es dir nun. Ich liebe dich immer noch obwohl du mich so verletzt hast. Gefühle kann man nicht einfach mal eben ausstellen, das geht nicht. Nachdem Yuya das gesagt hat schließt sie einfach wieder die Augen und senkt den Kopf, sie kann einfach nicht aufhören zu weinen, weil sie sich so schrecklich fühlt. Ich will doch einfach nur noch hier weg...

Kyo schluckt, als er die Tränen sieht, am liebsten würde er wirklich wegrennen, aber das kann er nicht, sein Stolz und sein Gewissen lassen es nicht zu, er will bei Yuya sein und sie trösten, er will, dass sie glücklich wird und wieder auufhört, zu weinen und bei ihren Worten stiehlt sich eine einzige, glitzernde Träne auf sein Gesicht, er hebt die Hand, um sie wegzuwischen. Dann... bitte, wenn du mich noch liebst, vergib mir, ich weis, ich habe Fehler gemacht, unverzeihliche Fehler, aber ich glaube, ich brauche dich, denn ich hab mein Herz an dich verloren, es ist da drin. Kyo tippt Yuya auf die Brust, genau zwischen die beiden verhältnismäßig kleinen Wölbungen, Kyo fragt sich, woher er die Worte hat.

Eine ganze Weile sagt Yuya auf Kyo´s Worte einfach nichts, als er mit seinem Finger auf ihre Brust getippt hat, hat sie kurz auf die Stelle gesehen. Sie hadert innerlich mit sich selbst, weil sie Kyo eben einerseits wirklich noch liebt und das auch nicht verleugnen kann, aber andererseits will sie auch nicht noch einmal so von ihm verletzt werden. Sie weiß, dass sie das sicherlich nicht nochmal einfach so in sich verschließen können wird. Bei noch einem Mal würde sich einfach daran kaputt gehen. Schließlich jedoch tut sie einfach einen Schritt vor und umschließt Kyo mit ihren Armen und vergräbt ihre Gesicht an seiner Brust, weil die Tränen nicht versiegen wollen. Idiot, ich habe dir doch seit Anfang des Gesprächs verziehen... ...denn ich kann einfach nichts dagegen machen, dass ich dich liebe.

Kyo erwidert die Umarmung einfach nur schwach und drückt sie an sich, er lächelt bei ihren Worten, aber dann verdüstert sich sein Blick, weil sie gesagt hat, dass sie nach England gehen wird, das kann und will Kyo nicht akzeptieren, aber er weiß auch nicht, wie er Yuya helfen sollte, sich zu widersetzen, er drückt sie deswegen einfach etwas fester an sich und flüstert so leise, dass man es kaum verstehen kann: Ich werd dich vermissen. Wenn du einsam bist, schau bei Sonnenuntergang zum Horizont, dann ähnelt die Sonne meinen Augen. Woher kommen die Worte? Sie klingen so passend.... Kyo gibt Yuya einen ganz sanften Kuss auf die Stirn, er hatte am Morgen erst überlegt, sich für das Gespräch Mut anzusaufen, ist jetzt aber froh, es nicht getan zu haben, weil er sich vorstellen kann, dass Yuya ziemlich empört gewesen wäre, hätte er stockbesoffen vor ihr gestanden.

Yuya lächelt einfach nur erschöpft, als Kyo sie einfach leicht an sich drückt. Im Moment will sie dann nun doch nicht nach England, schon gar nicht, weil nun wieder einen Grund hat hier bleiben zu wollen, aber sie weiß nur zu gut, dass sich ihre Eltern kaum darum scheren würden, was Yuya will oder was sie nicht will. Da könnte genau so gut die Welt unter gehen und alles wäre wichtiger als ihre eigene Meinung. Auch wenn die Blonde kurz Probleme damit hat, zu verstehen was Kyo gesagt hat, nickt sie einfach nur leise weinend. Ihr Körper zittert etwas, was sie selber aber kaum mit bekommt. Ich liebe ich. Ich liebe einfach alles an dir...

Kyo drückt Yuya nun einfach lächelnd etwas fester an sich, er will sie wirklich um keinen Preis verlieren, ist aber auch ratlos, was er bitte tun soll, um das zu verhindern, am ehesten würde ihm abhauen in den Sinn kommen, aber vorher will er wirklich wieder Yuyas Vertrauen gewinnen, damit sie keine Angst oder Skrupel hat, ihr Leben in seine Hand zu legen. Das kann ich nur erwidern, du bist so wunderschön und zwar wirklich als die, die du bist. Ich liebe dich. Kyo streicht sanft und liebevoll durch Yuyas Haar, er schließt die roten Augen und wuschelt ihr sanft durchs blonde Haar. Ich wünschte, alles wär anders gekommen, aber ich hab wohl echt alles versaut, oder?

Yuya lacht nun einfach nur leise, ehe sie Kyo wieder anseiht. Auf ihre Lippen liegt ein sanftes und zu gleich wieder glückliches Lächeln. Die Tränen versiegen so langsam wieder, was sie auch gut so findet. Ihre Haare streicht sie einfach wieder mit einer Hand glatt, ehe sie lächelnd den Kopf schüttelt. Nein, hast du nicht. Hättest du alles versaut, hätte ich erst gar nicht mehr mit dir geredete, geschweige denn dir verziehen. Dann würde ich auch nicht hier stehen und dich im Arm halten und dir sagen wie sehr ich dich liebe, Kyo...